Das Zauberwort heißt Porta aperta

Mit ihren brennenden Fackeln entzündeten die Kleinen dann den hoch aufgetürmten Berg aus Baumholz und Reisig. Dazu ließen die „Allgaischotten“ ihre Dudelsäcke erklingen und sorgten mit altertümlichen Weisen für eine zusätzliche mittelalterliche Atmosphäre.

Heimatverein Ratzenried  unternimmt mit 32 Kindern eine Reise ins Mittelalter

Von Vera Stiller (28. Juni 2019)

RATZENRIED – Seit 15 Jahren können Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren nachspüren, wie sich das Leben im Mittelalter angefühlt hat. Mittelpunkt dieser Zeitreise ist der Johannistag am 24. Juni, der in enger Verbindung zur Sommersonnenwende steht. Das Entzünden des Johannisfeuers bildet in jedem Jahr den Abschluss der spannenden Reise.
Der Treffpunkt für die kleinen Ritter, Burgfräulein oder Bauern war am Samstagnachmittag der Schlosshof im Dorf. Von hier aus zogen „Burgvogt“ Berthold Büchele und fleißige Helferinnen und Helfer nach einer kurzen Einführung durch den Wald hinauf zur Burgruine. Erstmals mit dabei zwei Esel aus Oberau, von wo aus Tanja Schulze das beliebte Trekking mit den Vierbeinern anbietet.
Unterwegs gab es nicht nur viel zu entdecken, sondern auch manches zu erlernen. So erfuhr die Schar etwas über das, was damals ganz normal war: Die ganze Familie packte im Haus und in der Landwirtschaft mit an und sammelte Kräuter und Beeren. „Die Kinder sollen wissen, dass es früher Mühe machte, um zu Nahrung zu gelangen. Und dass auch Minderjährige ihren Teil dazu beitragen mussten“, erklärte Büchele.
Man staunte nicht schlecht, als Büchele die „Gewandeten“ durch den Schlosspark führte und  hier darauf hinwies, „dass dies der ehemalige Weg nach Wangen ist, auf dem man den Markt der Stadt erreichte“. Später galt es, auf Baumstämmen zu balancieren und so seinen Mut zu beweisen. Angekommen an der sagenumwobenen „Hoflinde von Bruggen“ machte eine „gute Fee“ die Wanderer mit dem aktuellen Zauberwort bekannt.
Dieses „Porta aperta“ war nötig, um Einlass für das große Tor unterhalb der Burg zu erlangen. Auf der Ruine selber gab es dann für alle ein Vesper am Lagerfeuer, während die Esel friedlich grasten. Gestärkt ging es auf Schatzsuche, wurde bei verschiedenen Spielen um den Sieg gerungen und mit den mitgebrachten Schwertern und Schildern, mit Pfeil und Bogen edle Wettkämpfe ausgetragen.
Höhepunkt des geschichtlichen Ausflugs ist seit 15 Jahren die Weitergabe des Wissens um den Johannistag. Das Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer, das am 24. Juni gefeiert wird und sowohl in symbolischer wie zeitlicher Hinsicht mit der Sommersonnenwende am 21. Juni in Verbindung steht, ist seit dem vierten Jahrhundert in der christlichen Kirche bekannt.

Weil das Johannisfeuer gegen böse Dämonen hilfreich sein soll, wurde nicht nur ein Lied von Sankt Johann einstudiert, sondern auch ein beschwörender Spruch aufgesagt: „Heut‘ lodert das Feuer, der Rauch steigt empor, da brechen im Feuer die Geister hervor.“