Kapellen

Friedhofskapelle Ratzenried

Die Friedhofskapelle in Ratzenried

In Ratzenried, nicht weit vom „Unteren Schloss“ entfernt, liegt der Gottesacker mit der Friedhofskapelle. In der Denkmalliste des Landes Bade-Württemberg wird sie als Objekt „architektur- und ortsgeschichtlicher Bedeutung“ ausgewiesen. Zu Recht, denn im westlichen Allgäu gibt es wenige Beispiele für die konsequente Verwirklichung neoromanischer Architektur, also einer Bauweise, die Formen wie den Rundbogen aus dem Hochmittelalter übernahm.

Schon beim ersten Hinsehen fällt die außergewöhnliche Formgebung ins Auge. Da steht „en miniature“ ein romanischer Dom mit Rundbogen und Vierung im Friedhof des Allgäuer Dorfes. Im Innern geben Gewölbe und das durch Rundfenster einfallende Licht dem Raum eine strenge Feierlichkeit. Entgegen den Erwartungen wölbt sich allerdings die Vierung nicht nach oben. In der mit bunten Mosaiksteinchen ausgekleideten Apsis steht ein von Säulen getragener schlichter Altartisch. Darauf eine bemerkenswerte Pietà.
Dass man neoromanisch gestaltete, findet eine Erklärung in der Person der Gräfin Maria von Beroldingen. Ihre Begeisterung für den Historismus, dem Nachempfinden historischer Kunststile, äußert sich nicht nur an dieser Stätte, sondern auch im „Unteren Schloss“, das die Beroldinger seit 1811 bewohnten. Die 1904 fertig gestellte Kapelle diente ihnen zunächst als Gruftkapelle – eine Tafel erinnert an die 1942 verstorbene kunstbegeisterte Gräfin. Geplant wurde das feine Bauwerk von dem in der Diözese Rottenburg viel beschäftigten Architekten Joseph Cades aus Stuttgart.

Kapelle Alleschwende

Kapelle Alleschwende – Juwel der Schnitzkunst

Die äußerlich eher unscheinbare Kapelle birgt mit ihrem spätgotischen Flügelaltar ein einzigartiges Kunstwerk. Besonders eine Schutzmantelmadonna rührt den Besucher an. Der Altar stand ursprünglich in der Wallfahrtskirche Maria-Thann bei Wangen. Bei einer Barockisierung wurde er entbehrlich und gelangte nach Alleschwende. Wann genau, ist nicht bekannt.

Der Altar ist ein Wandelaltar. An Werktagen waren die Flügel zugeklappt, an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Neben der Schutzmantelmadonna stehen die Heiligen Agatha und Jakobus. Diese sind vollplastisch gearbeitet, im Rang somit höher als die in Reliefs gestalteten Heiligen Stephanus und Laurentius. Alle Figuren stehen vor vergoldetem Hintergrund, der nach oben von Kielbögen überfangen ist. Ein Gesprenge bekrönt den Mittelschrein.

Die Kapelle ist dem hl. Wendelinus geweiht (20. Oktober). 

Betreut wird die Kapelle durch die Familie Schwarz in Alleschwende.

Kapelle Balterazhofen

Kapelle Balterazhofen

Die Kapelle des zu Wuchzenhofen gehörenden Weilers bietet ein Beispiel dafür, dass im Allgäu auch hinter einer äußerlich schlichten und anspruchslosen Hülle ein reicher Inhalt stecken kann. Die Kapelle ist winzig, vier Bankreihen genügen. In der Nische des Altars hält eine anrührende Pietà den Leib ihres Sohnes, der von unzähligen Wundmalen gezeichnet ist. 

Links davon fällt die Gestalt eines Bischofs ins Auge: Aufrecht, still, würdig, ja geradezu stolz wirkt er. Es handelt sich um den hl. Valentin. Zu seinen Füßen liegt ein Knabe, rücklings, mit ausgestreckten Armen, er leidet an der Fallsucht. Für diese Krankheit wird der hl. Valentin angerufen. Auf der anderen Seite steht ein hl. Sebastian, angerufen einst gegen die Pest, bei Krankheiten des Viehs und vielen anderen Nöten.

Bemerkenswert in der Kapelle sind weiterhin die Rosenkranzmedaillons sowie eine barocke Muttergottesfigur. Der kleine Weiler lädt auch ein zu weiteren kleinen Denkmalen: der Waldkapelle, einem Magdalenen-Bildstock und einem filig

Kapelle Bühl

Ein Hauch von Jugendstil in der Kapelle Bühl

Mit ihrem Kapellenbau im Jahre 1904 haben sich die Bewohner der weit verstreuten Weiler und Einzelhöfe im westlichen Teil der heutigen Gemeinde Argenbühl einen kirchlichen Mittelpunkt geschaffen. Bis 1968 befand sich auf der anderen Straßenseite auch eine Schule, eine der letzten Einklassenschulen. Die Pfarrer, die einst die regelmäßigen Gottesdienste hielten, wurden in Eglofs abgeholt und wieder zurück gebracht. Für „ihre“ Kapelle war den Bühlern eben nichts zu viel. Inzwischen hat die Zahl der Gottesdienste stark abgenommen, einen Höhepunkt im Jahr bildet aber immer noch das Kapellenfest an Mariä Himmelfahrt.

Schon von außen ist erkennbar, dass das Gotteshaus mehr ist als eine der vielen Feldkapellen. Man sieht ein relativ hohes, rechteckiges Schiff mit ziegelgefassten neoromanischen Rundfenstern, darüber ein Glockentürmchen. Im Innern überraschen die Farbigkeit und die gestalterische Einheitlichkeit des Raums. In der Malerei ist der Einfluss des Jugendstils zu verspüren. Diese sich um die Jahrhundertwende durchsetzende Stilrichtung versuchte, sich von dem bis dahin gängigen Historismus, dem Nachempfinden historischer Kunststile, zu lösen und eigene Formen zu entwickeln. Ganz typisch sind dabei dekorativ geschwungene Linien sowie pflanzliche Ornamente.

Noch ganz dem Historismus verschrieben sind dagegen die Altäre, die Romanik, Gotik und Renaissance vermischen. Eigenartig wirken die bekrönenden Rundtempel. Der von Moriz Schlachter aus Ravensburg geschaffene Hochaltar zeigt in der Mitte eine Herz-Jesu-Figur, zu ihren Seiten die Heiligen Antonius von Padua (angerufen, wenn man etwas verloren hat) und Franziska von Rom. Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Josef, der linke der Muttergottes geweiht.

La Salette – Kapelle in Engerazhofen

„Unsere liebe Frau von La Salette“ in Engerazhofen

„Kinder fürchtet euch nicht, kommt näher, ich bin hier, um euch eine wichtige Botschaft mitzuteilen!“ Mit diesen Worten soll Maria als weinende Mutter am 19. September 1846 den Hirtenkindern Melanie und Maximin in dem französischen Bergdorf La Salette erschienen sein. Wie immer tat sich die Amtskirche mit dergleichen Erscheinungen schwer, aber sie anerkannte die Visionen bald. Der Kult breitete sich rasch aus, nicht zuletzt durch das Wirken einer eigenen Priesterkongregation. In Engerazhofen war es der „seeleneifrige“ Pfarrer Steigmaier, der, schwerkrank geworden, versprach, eine Kapelle zu erbauen, wenn er wieder genesen würde. 1866 konnte er sie einweihen.


Dem Zeitgeschmack folgend wurde die Kapelle in neugotischem Stil gestaltet. Sie erwies sich schon bald als zu klein und wurde daher 1889 erweitert – „für 200 Leute zum Knien“, so die Pfarrchronik. Die Ursprungskapelle dient seitdem als Chor, der Anbau kann als geräumiges Schiff viele Wallfahrer aufnehmen. Der Altar wurde unter Regie der Gebrüder Metz von Gebrazhofen aus verschiedenen ursprünglich nicht zusammengehörenden Teilen erstellt. Das Gnadenbild der „Sprechenden Mutter“ von La Salette krönt ihn. Auch die spätgotische Pietà in der Altarmitte fügt sich in die La Salette-Thematik ein. Aus der gleichen Zeit stammt der daneben stehende hl. Johannes, der 1970 aus der Kapelle gestohlen wurde und 2017 bei einer Haushaltsauflösung in der Schweiz wieder auftauchte. Auf den Gemälden (um 1515) in den Altarflügeln sieht man die überlangen Figuren der Heiligen Brigitta und Ursula mit auffallend kleinen Köpfen und prächtigen Gewändern. Die Predella zeigt Christus mit den Aposteln als Halbfiguren.

Die Wallfahrtskapelle liegt auf einem kleinen Hügel genannt Fuchsberg und ist auch ein beliebter Heiratsort. Seit 2000 finden in unregelmäßigen Abständen bei der Kapelle die Passionsspiele Engerazhofen, der dortigen Pfarrgemeinde St. Johann Baptist statt. Das große jährliche Kapellenfest findet statt jeweils am Sonntag nach dem 19. September, dem Erscheinungstag von La Salette.

Kapelle Gottrazhofen

Marienkapelle Gottrazhofen

Der Weiler Gottrazhofen liegt an einer großen Schleife der Unteren Argen. Das kleine Gotteshaus mit seinem spitzen Türmchen reiht sich schön in eine Gruppe betagter, bretter und schindelumhüllter Häuser ein. Es entstand 1861/62 in neugotischem Stil anstelle einer abgebrochenen Holzkapelle. Der Kunstinteressierte merkt aber gleich, dass der Altar dem üblichen neugotischen Muster nicht folgt. Es handelt sich vielmehr um einen angekauften älteren Flügelschrein mit einem kleeblattartigen Schluss sowie reichem Gesprenge aus Rundkielbögen und Laubwerk. Auf den Flügeln außen erkennt man die Darstellungen des hl. Johannes Ev. und der hl. Anna. Das Innere der Flügel ist mit den Relieffiguren der Heiligen Andreas und Paulus geschmückt. Sie werden ins 16. Jahrhundert datiert. Noch älter sind die Schreinfiguren des hl. Johannes Ev. und des hl. Nikolaus. In Altarmitte steht eine Maria als Himmelskönigin.
Am Tobelbach, nicht weit weg von der Kapelle, erhielt sich eine alte, voll intakte Hammerschmiede, in der seit über 400 Jahren die Schmiedehämmer dröhnen.