Inhalt
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Adventskonzert 2024 des Heimatvereins Ratzenried
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Kalender 2025
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Ratzenrieder Burgmesse als Magnet
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Heimatverein Ratzenried trauert um Gebhard Brauchle
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Heimatverein Ratzenried putzt seine Burgruine heraus
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Vielfältiges Engagement des Heimatvereins Ratzenried
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Kalender 2024
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Ratzenrieder Burgmesse als Magnet
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Heimatverein Ratzenried feiert 40jähriges Jubiläum

Zahlreiche Zuhörer folgten der Einladung des Heimatvereins zum Vortrag von Berthold Büchele über den 30-jährigen Krieg, der vor 400 Jahren begann und auch in Ratzenried viele Zerstörungen und viel Leid verursachte.
Berthold Büchele referiert in Argenbühl über den 30-jährigen Krieg im Allgäu
(Bericht der Schwäbischen Zeitung vom 25.03.2018)
Vor genau 400 Jahren begann der 30jährige Krieg – eine der größten Katastrophen, die Deutschland je erlebt hat. Welch verheerende und schreckliche Auswirkungen dieser Krieg insbesondere für das Allgäu und speziell für Ratzenried hatte, schilderte Heimatforscher Bertold Büchele in einem spannenden Vortrag am Samstagabend im Gasthaus Ochsen in Ratzenried.
Der Heimatverein als Veranstalter freute sich über das überwältigende Interesse. Der Referent konnte durch Briefe, Archivdokumente und Zeitzeugen-Berichte ein lebendiges Bild der damaligen Zeit entwerfen. Die Schrecken des 30-jährigen Krieges, die mit den Glaubensstreitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten begannen, würden Ähnlichkeiten zu den aktuellen Kriegswirren im Nahen Osten, wie beispielsweise in Syrien zeigen. Ohne die Glaubensspaltung zwischen Katholiken und Protestanten wäre es nach Bücheles Überzeugung niemals zum 30-jährigen Krieg gekommen.
Es ist die allerschrecklichste Zeit, die wir je erlebt haben!“ So schildert in Bücheles Vortrag der Zeitzeuge Graf von Wolfegg die Vielzahl von Greueltaten, die sowohl von den schwedischen als auch von den kaiserlichen Truppen ausgingen. Da wurde geplündert, gefoltert, gemordet, vergewaltigt, zerstört, drangsaliert und gebrandschatzt. Hunger und Pest taten ihr Übriges, um die Bevölkerung zu dezimieren oder – wie in Waltershofen – fast gänzlich auszulöschen.
Für Ratzenried kam am 8. Mai 1632 der schicksalhafte Tag, als die Schweden das Obere und Untere Schloss in Schutt und Asche legten. Von 45 Höfen wurde die Hälfte zerstört. Das Schloss wurde nie wieder aufgebaut, die Ruine bleibt als ein mahnendes Relikt aus dieser dunklen Zeit.
Insbesondere die vollständig erhaltenen Briefe des Wolf von Ratzenried sind wertvolle Zeugnisse aus diesen Kriegsjahren. Büchele zitierte aus diesen seltenen Schriften, um die Bedrängnisse und das große Leid der damaligen Landbevölkerung zu beschreiben. Bereits 1628 beklagte sich Wolf von Ratzenried, dass die ausufernden Kontributionen – also die Kriegsabgaben- unerträglich seien, und dadurch die Bedrängnis immer größer wurde. Die durchmarschierenden Regimenter versetzten die Allgäuer Bauern in Panik. Die Allgäuer rund um Wangen, die als besonders widerspenstig galten und der katholischen Kirche die Treue hielten, mussten mit dem schlimmsten rechnen: Plünderungen waren an der Tagesordnung. Frauen wurden geschändet, Bauern gefoltert und ermordet, Brunnen verwüstet, Kirchen und Messgeräte sowie Hostien entweiht, Häuser niedergebrannt. Besonders gefürchtet war der „Schwedentrunk“. Dabei wurde den Opfern Gülle eingetrichtert. Kaum jemand blieb verschont. Manchen wurden die Hände abgeschlagen, andere in siedend heißes Wasser gestoßen. Es waren grauenhafte Zeiten.
1630 und 1634/ 35 wurden die Allgäuer von der Pest heimgesucht, der allein in Wangen über 1.100 Menschen zum Opfer fielen. 1646 kamen nochmals die Schweden, die sich nun mit den Franzosen verbündet hatten, ins Allgäu. 1647 wurde Wangen eingenommen. In Ratzenried wurden viele Höfe in Schutt und Asche gelegt. In Eglofs steckte man mehrere Menschen in heiße Backöfen. Kurz vor Ende des Krieges im August 1647 zogen nochmals die kaiserlichen Truppen durchs Allgäu. Die sinnlosen Kriegshandlungen waren ein Hin und Her, ein Wechsel von Gewalt und Gegengewalt.
Mit dem „Westfälischen Frieden“ im Jahre 1648 nahmen die Kriegshandlungen endlich ein Ende. Doch die Auswirkungen für die Allgäuer Bevölkerung waren auch viele Jahre danach noch katastrophal und spürbar: Viele Bauern waren bankrott, Häuser waren zerstört und die Felder verwüstet.
Berthold Büchele beschloss seine Ausführungen mit einem Zitat des Dichters Andreas Gryphius, der die Schrecken dieser Zeit lyrisch so verarbeitete: „Ach! Und weh! Mord! Zetter! Jammer! Angst! Kreuz! Marter! Würme! Plagen. Pech! Folter! Hencker! Flam! Stanck! Geister! Kälte! Zagen! Ach vergeh!“ Mit der Hoffnung, dass wir alle aus diesen Kriegen lernen und dass sie sich bei uns niemals wiederholen, eröffnete der Referent eine lebhafte Diskussionsrunde, die viele zum Nachdenken anregte.