Internationaler Museumstag 2017

von links: Farzad Shirdel und Nilofar Shirdel (Afghanistan), Christa Pfiffner, Berthold Büchele, Mohammad Almaowas (Syrien), Angela Schautz

Flüchtlinge erzählen in Ratzenried

Der Heimatverein Ratzenried lud anlässlich des Internationalen Museumstags, der dieses Jahr unter dem Motto Flucht und Vertreibung stand, die in Ratzenried wohnenden Flüchtlinge aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan ins Museum ein, um ihnen die Allgäuer Kultur und Geschichte näher zu bringen. Mit großem Interesse bestaunten sie die Objekte und fanden manche Gemeinsamkeit mit ihrer Landwirtschaft und Kultur. Abends waren sie dann ins Josefshaus eingeladen, um mit erstaunlich guten Deutschkenntnissen von der Situation in ihrer Heimat, von täglicher Angst vor Kidnapping, Vertreibung, Folter und Tod zu berichten, von ihrer Flucht und den Fluchtwegen, bis sie in Ratzenried ankamen. Mit bewegten Worten bedankten sie sich für die freundliche Aufnahme in Ratzenried und die gute Betreuung durch den Helferkreis. Interessant war der Vergleich eines ehemaligen Flüchtlings vom Ende des 2. Weltkriegs: Christa Pfiffner, eine der letzten Ratzenrieder Zeitzeuginnen, erzählte von ihrem Schicksal, von ihrer Vertreibung aus Brandenburg, dem Tod ihrer Eltern und der schließlichen Ankunft der 4 Waisenkinder in Ratzenried, wo sie bei verschiedenen Familien unterkamen und teilweise ein sehr hartes Leben auf dem Bauernhof hatten. Die Erzählungen hinterließen bewegte und nachdenkliche Zuhörer. Berthold Büchele warf die Frage auf, warum religiöser Fanatismus, der im 30jährigen Krieg in Deutschland und auch im Allgäu furchtbare Opfer forderte und eine blutige Lehre war, in der Welt immer noch Nachahmung findet und zu solch schrecklichen Kriegen wie im Nahen Osten führt. Der Abend klang aus mit anregenden Gesprächen und Kostproben aus syrischer und afghanischer Küche.

Text: Berthold Büchele (23. Mai 2017)
Foto: Hans Knöpfler