Theodor Stein

Pfarrer Joseph Theodor Stein mit Stiefschwester und Nichte (rechts)

Von Berthold Büchele 

Josef Theodor Stein wurde am 29.10.1836 als unehelicher Sohn der Magd Ursula Geng in Ratzenried geboren. Der Vater war ein Bregenzer Soldat mit Namen Stein. Als uneheliches Kind war es damals schwierig, in der Gesellschaft und im Beruf Fuß zu fassen. Mit Unterstützung der Gräfin von Beroldingen im Ratzenrieder Schloss wanderte J.T. Stein am 1.6.1860 nach Amerika aus.und besuchte in St. Louis das Priesterseminar, wo er am 20.12.1862 ordiniert wurde. Bis 1876 war er besonders für die deutschen Auswanderer Missionspfarrer im Staat Missouri. Danach kehrte er nach Deutschland zurück und war ab 1876 Pfarreiverweser in Rimpach (bei Isny), ab 1883 Pfarrer in Siggen.[1] 

 

Theodor Stein war ein weltberühmter Briefmarkensammler, der durch den Verkauf von Briefmarken die Missionen mit unterstützte, worüber er genau Buch führte. Seine Schwester und Nichte waren ihm dabei über 30 Jahre behilflich. Seine Sammeltätigkeit begann er um 1878. 1896 hieß es in der Zeitschrift „Die katholischen Missionen“: „Der bedeutendste Markensammler in Deutschland, der seit langen Jahren mit hingebendem Eifer sich zum Besten armer Missionen und Loskauf armer Heidenkinder dieser mühseligen Arbeit unterzieht, ist der hochw. Herr Joseph Theodor Stein, Pfarrer in Siggen, dessen Namen so oft und mit so reichen Beiträgen sich im Gabenverzeichnis dieser Blätter findet.“[2] Nach einer Aufstellung, die in diesem Artikel veröffentlicht wurde, hatte er bis dahin ca. 75 Zentner Postwertzeichen im Wert von 20.296 Mark erhalten, Albums und Hefte im Wert von 16.283 Mark, alte Münzen, Gold und Silbersachen (2.302 Mark), Spenden und ungebrauchte Briefmarken (21.197 Mark), Kirchensachen, Stoffe und Kleider (5.098 Mark), insgesamt 65.176 Mark. „Diese Summen wurden an über hundert arme Missionen der Welt verteilt und sind meist in den ‚Katholischen Missionen‘ bei Herder in Freiburg (Baden) quittiert; es wurden auch ca. 600 Heidenkinder losgekauft (in einer armen Mission allein nahezu 200). Gott allein alle Ehre und ewig Dank für allen Segen und die oft wunderbare Hilfe! Ein herzliches Vergelt’s Gott allen Mithelfern, die so treu und fleißig und oft unter schweren Opfern geholfen haben. Mit Gottes und guter Menschen Mithilfe will Pfarrer Stein, solange er im Stande ist, in seinem mühevollen Geschäfte fortfahren, bittet aber dringend um eine wirksame allseitige Unterstützung. „Nur in dem Maße, wie man mir hilft, kann ich anderen helfen….“ Wir möchten darum alle unsere Leser auffordern, sich mit dem hochwürdigsten Herrn in Verbindung zu setzen und sein zur größeren Ehre Gottes und zum Heil unsterblicher Seelen unternommenes Werk zu fördern. Dies geschähe am besten dadurch, dass sich möglichst zahlreiche Lokalsammelstellen bildeten, wo nach den von Pfarrer Stein in seinem Zirkular aufgestellten Grundsätzen verfahren würde.[3] 

 

Bis zu seinem Tod hatte Pfarrer Stein durch seine Sammeltätigkeit für die Missionen 235 810 Goldmark erwirtschaftet. Ein Heft mit Briefmarken im Wert von 48 000 Mark kam an den König von England (u.a. mit einer Mauritiusmarke).[4]Dieser Missionseifer erhielt auch wiederholt gebührende Anerkennung. Sechsmal beehrte ihn der jetzige Erzbischof von Manila mit seinem hohen Besuch, und es war jedes Mal ein großer Ehren- und Freudentag für Siggen. Ja! „Du bist nicht die Geringste unter den Fürstenstädten des Allgäus!“ Der „Herr der Marken“, so könnte man den Pfarrer Stein auch nennen, konnte im Jahr 1908 sein silbernes Priesterjubiläum feiern.“ Pfarrer Stein starb am 6.1.1912 in Siggen. „Droben an der Himmelspforte werden ihn viele losgekaufte Heidenkinder erwartet haben!“[5]

 

[1] Büchele B., Ratzenried – eine Allgäuer Heimatgeschichte, Band IV, S. 63

[2] Die katholischen Missionen, 1896

[3] Die katholischen Missionen, 1896

[4] Büchele B., Ratzenried – eine Allgäuer Heimatgeschichte, Band IV, S. 63

[5] Guido Haßl in: Argenbote vom 1.4.1925