August Schädler

von Berthold Büchele

Anton von Gegenbaur, in Wangen geboren und zum Hofbildmaler in München aufgestiegen, ist in Wangen hoch geehrt und in Künstlerkreisen allgemein bekannt. Weniger günstig war das Schicksal mit dem in Bergatreute geborenen und in Ratzenried aufgewachsenen August Schädler. Obwohl er zu ähnlich hohem Posten wie A.v. Gegenbaur aufgestiegen ist, hat seine Heimat ihn bisher noch nicht gewürdigt. Durch einen Zufall stieß der Verfasser auf diesen großen Künstler, der hier kurz vorgestellt werden soll.

 

August Schädler wurde am 22.6. 1862 als unehelicher Sohn der M. Carolina Gasser in Bergatreute geboren. Der Vater hieß Ignaz Xaver Schädler und stammte aus Wurzach. Die Mutter zog ihren Sohn zunächst alleine auf, heiratete aber 1868 den Vater ihres Sohnes und zog nach Wurzach. Danach siedelte die Familie nach Ravensburg über. 1872 fand der Vater Schädler eine Anstellung als Gewerbegehilfe bei Adalbert Gasser in der Neumühle (Gde. Ratzenried) und übte dort den Beruf eines Schuhmachers aus. Manche Lexika nennen deshalb Ratzenried als Geburtsort. Hier verbrachte August Schädler also seine Kindheit. Zur Schule ging er nach Ratzenried; vermutlich war es auch der dortige Lehrer, der das künstlerische Talent des Jungen entdeckte. Später besuchte er die Realschule in Ravensburg. Am 24.10 1884 schrieb sich August Schädler in der königlich bayrischen Kunstakademie München als Student der Bildhauerschule ein. Sein Lehrer war Max Ritter von Widmann. In seiner Studienzeit unternahm Schädler Reisen durch Holland und Italien. Das Studium, die Reisen und Arbeiten in verschiedenen Ateliers führten ihn bald zu einer künstlerischen Selbständigkeit und zu einem gewissen Bekanntheitsgrad, weshalb er sich um 1887  in Sigmaringen – zunächst in der Warth-Marmon-Werkstätte - etablierte.
Am 24. Dezember 1899 wurde er zum Hofbildhauer der Fürstin Antonia von Hohenzollern ernannt. Auftragswerke für Kirchen im süddeutschen Raum, für die Königin von Sachsen, die Fürstin von Hohenzollern, die Kronprinzessin von Rumänien zeugen von seinem künstlerischen Ruhm.

 

Foto: Hans Knöpfler

1901 schuf er zum Andenken an seinen großen Vorgänger A.v. Gegenbaur eine Marmorbüste, die heute noch am Ravensburger Tor in Wangen zu sehen ist. Sie wurde am 19. Mai 1901 eingeweiht. 

Bald darauf (um 1905) schaffte er den Aufstieg zum höchsten Bildhauerposten im Großherzogtum Baden: er wurde Hofbildhauer in Karlsruhe. Daneben war Schädler zwischen 1908 und 1910 für die Karlsruher Majolika (Keramik) tätig. 1914 siedelte August Schädler von Karlsruhe nach München. Dort starb er am 28.9. 1925. In der Ausgabe von »Die Christliche Kunst« von 1925/26 steht: »Am 28. September 1925 starb nach langmonatigem Leiden Bildhauer August Schädler in München, geboren 1862. Aus der älteren Richtung stammend, schuf er seine Plastiken im Sinne einer persönlich bestimmten Renaissance, immer erfüllt von religiösem Gefühl und Stimmung. In den letzten Jahren hat er auch gute Majoliken gefertigt. Der ›Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst‹ war er viele Jahre ein vielgeschätztes Mitglied der Vorstandschaft.«

 


Werke Schädlers:

1895

- Flügelaltar (Mariä Verkündigung, Geburt/Bethlehem) in der Kirche der Gemeinde Schluchsee

Vor 1897

- Große Weihnachtsgruppe in der Jesuitenkirche in Heidelberg

- Madonna (halbe Lebensgröße, aus Holz) für die Königin von Sachsen (Abb. JM 1898)

- dieselbe in Terracotta für die Fürstin Infantin von Hohenzollern

- Christuskopf-Relief im Besitze für die Kronprinzessin von Rumänien

1897:

- sechs musizierende Engel für die Kirche der Gemeinde Schluchsee im Schwarzwald (Abb. JM 1897)

1899:

- Madonna (90 cm hoch, Relief, Terracotta) für Kronprinzessin von Rumänien (Abb. JM 1899)

- dieselbe Madonna in Birnbaumholz für die Fürstin Infantin von Hohenzollern.

- dieselbe Madonna (etwas kleiner, ebenfalls in Birnbaumholz) für die Prinzessin

  Maria von Flandern

- Tympanonrelief »Kommet alle zu mir!« (Abb. JM 1899)

- Reliefzyklus »Christus und die Apostel«

1900:

- Gipsmodelle »Die zwölf Apostel« (ausgestellt im Münchener Glaspalast), Abb. JM 1902

1901:

- »Thronende Madonna« (Abb. JM 1901)

- Relief »Ave maris stella« (Abb. JM 1901)

- Büste des Münchner Hofmalers Anton v. Gegenbaur (s. Bild rechts); 

- Hochaltar in St. Martin in Wangen zusammen mit Th. Schnell (s. Ulm und Oberschwaben 2013, S. 419)

1902:

- »Die zwölf Apostel« (Holz)

1905:

- Schillerdenkmal in Jungingen

1905-1909: Ausgestaltung der Kirche St. Bonifatius in Karlsruhe

- Tympanons der Hauptportale (Anbetung der 3 Könige und Grablegung Christi)

- Abendmahlsgruppe am Hochaltar

- Kreuzwegstationen

- eine figurenreiche Kanzel in Stein

- große Kreuzigungsgruppe

- 14 überlebensgroße Figuren aus Holz (12 Apostel im Hauptschiff, König David und

  Hl. Cäcilia auf der Orgelempore, Hl. Antonius, Mutter von der Immerwährenden

  Hilfe

- Hl. Bonifatius auf Säule vor der Kirche

1907:

- Hochaltar für die Kirche St. Franziskus in Waldhof-Mannheim

1907-1909

- mehrere Grabdenkmäler (wo?)

1908:

- Kreuzigung in Reliefdarstellung für die Kirche in Haslach im Kinzigtal

- Mädchen mit Weintraube (Majolika) siehe Anhang

1909:

- »St. Augustin« (Marmorbüste) Abb. JM 1909

- »St. Nikolaus mit dem Münchner Kindl« Abb. JM 1909

- überlebensgroßer Christus für die Kirche St. Franziskus in Waldhof-Mannheim

Um 1910:

- Christophorus (Majolika)

1913:

- Faun und Nixe (Majolika) Badisches Landesmuseum Karlsruhe (siehe Anhang)

- Majolikafigur „Faun“

- Entwürfe zu Majolika-Brunnen (Bleistiftzeichnungen auf Transparentpapier) in

  Landesarchiv Karlsruhe (Mikrofilm bei Berthold Büchele):

  1. Wandbrunnen mit Bodenbecken und hohem Mittelsockel mit Figurengruppen (Nixe und Faun) für den Wintergarten im Haus Pross, Degerloch (69 Majolika Z 197)
  2. Auf- und Seitenriss eines Jugendstil-Wandbrunnens mit Nymphe und Faun

(1913), 1 Blatt (69 Majolika Z 215)

  1. Zwei Entwürfe für einen Wandbrunnen mit Wasser schöpfenden Knaben

auf gebogenem Sockel, 3 Blätter (69 Majolika Z 218)

  1. Freistehender Brunnen, in dessen Mitte ein Pfeiler mit Faunkind und Nixe,

eine Federzeichnung auf Transparentpapier sowie eine kolorierte

Federzeichnung auf Papier (69 Majolika Z 265)

ca.1916:

- Altar für die Kirche der Gemeinde Cammin

1916:

- Weihwasserkessel (Majolika) mit Hl. Christopherus (Abb. JM 1916 und CK 1917/18))

1917:

- Kreuzigung »Siehe deinen Sohn« (Abb. CK 1916/17)

1918:

- Hl. Georg (Abb. CK 1917/18)

1921:

- Kreuzabnahme (Abb. JM 1921 und CK 1922/23) für Pfarrkirche von Göllheim in der Pfalz

1922:

- Hl. Christophorus

- Pietà

 

Quellen:

Tauf- und Familienregister der Pfarreien von Bergatreute (gesichtet von A. Hepp) und Ratzenried

Gemeindearchiv Ratzenried Nr. 6100 (hereingezogene Fremde)

Akademie der Bildenden Künste München

Landesarchiv Karlsruhe

Stadtarchiv Wangen

 

Literatur:

Büchele Berthold, Ein vergessener Künstler des Allgäus, in: Im Oberland, 22.Jg., 2011, Heft 1, S. 47-49

Thieme-Becker: dort Angabe, dass er 1862 in Ratzenried geboren wurde

Weitere Lit. Siehe dort

Jahresmappe der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst (Freiburg) 1897, 1898, 1899, 1901, 1902, 1909, 1916, 1921, (=JM)

Die christliche Kunst (München) 1916/1917, 1917/1918, 1918/1919, 1922/1923, 1925/1926 (=CK)