Franz Balluff

Von Berthold Büchele

Franz Balluff kam am 15.9. 1873 auf die Welt als Sohn des Ratzenrieder Lehrers Fridolin Balluff und ist sicherlich über seinen Vater in die Kirchenmusik hineingewachsen. Schon sein Großvater Franz Balluff (1770-1852) aus Neuhausen war Chorleiter und Musiker gewesen, und sein Vater muss sich in der Cäcilianismus-Bewegung engagiert und vielleicht auch komponiert haben, denn er war in Briefkontakt mit F.X.Witt; auch sein mutmaßlicher Onkel August Balluff war Komponist. Ab 1890 war Franz Balluff Seminarschüler in Schwäbisch Gmünd, legte dort 1893 die Lehrerprüfung ab und war dann Hilfslehrer an mehreren Orten. Seine Schulstationen waren Moosbeuren (1899) und Laudenbach (bei Mergentheim, 1906), und immer war er dort auch Organist und Chorleiter. Ab 1914 war er Konviktsmusiklehrer in Rottweil, ab 1915 Organist am dortigen Münster Hl. Kreuz. In dieser Zeit entfaltete er auch seine Komponistentätigkeit. Ab 1938 war er Oberlehrer im Ruhestand, wurde ab 1940 aber wieder als Lehrer eingesetzt wegen kriegsbedingtem Notstand (bis Ende 1944). 1945 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt. In diesem Jahr wurde er noch einmal als Schullehrer an der Kriegsdammschule engagiert wegen Nachkriegsnotstand. Nach einem zweijährigen USA-Aufenthalt, wo sein Sohn Victor lebte und wo er in Verbindung zum Männerchor Detroit trat, lebte er im Altersheim Rottenmünster. Er starb am 20.4. 1963 in Rottweil, wo er auch bestattet wurde. 

In einem Nachruf hieß es: “Er war eine ausgeprägt musikalische Persönlichkeit, die weit über das Maß eines Organisten hinaus ging. Wie kaum ein anderer Meister der Orgel hatte er es verstanden, der Münsterorgel immer wieder neue Klangwirkungen zu entlocken, und es bleibt für jeden Kirchenbesucher ein Erlebnis, ihn meisterlich präludieren und phantasieren zu hören.“ 

Balluf war Komponist von Chorwerken und Liedern. Um 1930 gehörte er zu den führenden Kirchenkomponisten Württembergs. Bei den weltlichen Liedern arbeitete er mit dem Textdichter Friedrich Wilhelm Mader zusammen. Seiner Feder entstammt das Rottweiler Marienlied: "Jungfräuliche Mutter", ebenso ein Narrenmarsch für die berühmte Rottweiler Fasnet. In Rottweil ist eine Straße nach Franz Balluf benannt. Er war Ehrenmitglied des Schwaben-Chors Detroit, USA. 

Werke: 

  1. A) Geistliche Musik 

Cäcilienmesse für Chor und Orgel

2 Cäcilienhymnen

Festchöre zu Priesterjubiläen und zur Primiz

3 Grablieder

Trauungslieder

Herz-Jesu-Lieder

Marienlieder (u.a. „Milde Königin, gedenke“ für 8-stimmigen Chor, „Jungfrau Mutter Gottes mein“ für 4st. Chor

Leichte Vesper

10 Geistliche Männerchöre

Präludien, Fugen und Trios für Orgel, Vl. und Orgel, Cello und Orgel

 

  1. B) Weltliche Musik

Lieder für S und Klavier:

Dr Fehler, Wenn die böse Buaba locket, Vor der Vakanz, Hoffahrt, Hindernis, Heidenröslein, Wie sich die Zeiten ändern, Umsonst, Koi Send 

Lieder für Alt und Klavier

Warum bischt dso mockig, Ätsch-Ätsch, A guats Maulwerk, Worum s’Heinerle et aufstanda ka, Der Frechdachs, Verlassen, I gang durch die Wiese 

Duette für S und A:

Natur und Kultur, Doppelt g’schnürt, Lasset se spotta, Lob des Wanderns, Gemeinsame Wanderung, Zwiegesang zwischen Udo und Hergart, Schnadahüpfl, d' Schwobamädle sind nett, I gang durch die wiese, i gang durch de klee (veröff. in Schwäbisches Liederbuch, 1989 HR123) Dr Schwob hât alleweil guata Muat 

Männerchöre:

Ich ging einmal spazieren, Oberschwäbisches Tanzliedchen, Der Obendrauf
 

  1. C) Instrumentalmusik

Rottweiler Narrenmarsch

Kammermusik

Orgelmusik

Klavierstücke

 

Die Brüder von Franz Balluff waren ebenfalls Komponisten. Fridolin Balluff, geboren am 9.9.1876 in Tannheim, wurde 1891 Mitglied der Kongregation der Schulbrüder und hieß seither Bruder Caspar-Maria und kam 1892 nach Wien. Dort studierte er Musik (Klavier, Orgel, Gesang). 1904 trat er aus diesem Orden wieder aus, war bis 1919 Organist an der Votivkirche und Lehrer an der kaiserlichen Musikschule in Wien und war auch als Komponist tätig. Er war der Lehrer von Ernst Krenek, der zu einem der führenden österreichischen Komponisten am Anfang des 20. Jhs. wurde. Er spielte mit ihm Orgeltranskriptionen von Mahler, unterrichtete ihn in Harmonielehre und Kontrapunkt und analysierte mit ihm Webers Freischütz. Laut Biographie von Krenek war er ein freundlicher kleiner Mann und sprach schwäbischen Dialekt. Ab 1919 war er Musikdirektor und Oberlehrer in Biberach sowie Organist an der dortigen katholischen Stadtpfarrkirche. 1946 trat er in den Ruhestand und starb am 5.2.1960. 

 

Ein weiterer Bruder war Bernhard Balluff, geboren 1875 in Ratzenried. Auch er studierte Musik in Wien. Nach einer Tätigkeit in Arth (Kanton Schwyz) war er von 1915-1924 Chordirektor in Ellwangen, danach Musiklehrer in Friedrichshafen. Von ihm wurde ein Werk gedruckt: Präludium+Fuge c-moll (in Josef Doblers Orgelklängen, Anton Böhm, 1907.)
Er starb 1949 in Weil der Stadt.