Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Die Akteure des Adventskonzertes (Foto Hans Knöpfler)

Wie Berthold Büchele das Geschehen um die Geburt Christi ins Allgäu verlegt

Von Vera Stiller (22. Dez. 2019)

RATZENRIED – Das 30. Adventskonzert des Heimatvereins Ratzenried brachte am Sonntag in der Aula der Grundschule in Ratzenried etwas ganz Besonderes. Berthold Büchele stellte seine - in Anlehnung an die von Arthur Maximilian Miller verfasste -  Geschichte von „Wihnächtê im Allgai“ vor. Instrumentalstücke und Lieder rundeten das Geschehen um die Geburt Christi stimmungsvoll ab.

Eine schöne Geste war es, das erste Stück des Nachmittags, die „Tyrolienne“ aus Ratzenried,  jenem Mann zu widmen, der vor 30 Jahren die Konzertreihe zum Advent begründet hatte: Martin Schrank mit seiner Stubenmusik. Längst schon in der Hand von Berthold Büchele liegend, war es am Sonntagnachmittag das aus ihm und seinen Kindern Nathalie Mathiesen-Büchele, Isabelle Fässler-Büchele und Frédéric Büchele bestehende Streichquartett sowie Gitarrist Ernst Greinacher und Sängerin Gisela Woidschützke, die diese traditionsreiche Veranstaltung musikalisch ausrichteten.

Aufgeteilt in sechs Abschnitte erzählt Büchele von jenem Ereignis, das von Prophet Jesaja vorausgesagt worden war. Wenngleich schon 100 Mal gehört, war die gewählte Form doch neu: Das damalige Ereignis in der Heiligen Nacht vor 2000 Jahren wird ins Allgäu verlegt. Da geht der im Ostallgäu lebende Zimmermann Josef auf Stör, da bittet er in „Bettelhofen“ – das im Westallgäu liegende Bethlehem ist bettelarm - den „Vatikan“-Wirt für seine schwangere Braut und sich um Quartier, da wird dem Paar ein Stall „am Metzigbach“ zugewiesen.

Ein Wächter oberhalb des Ratlochs gibt das Mitternachts-Signal, als der Engel Gabriel erscheint und mit der Verkündigung der Geburt des Kindes „alles verwandelt ist“. Die Hirten ziehen mit dem Schlitten, der von einem Bernhardiner gezogen wird, los und sehen „dem Herrgott sei Bue“: Jesus. Später, als die Hirten in Ratzenried angekommen sind, ermuntern sie zum gemeinsamen Singen: „In Lüftê duêt schwingê, das Gloria singê, ên englischer Bott: Geborê isch Gott!“

In den eineinhalb Stunden der Aufführung wurde deutlich, dass sich Andacht und Humor wunderbar miteinander verbinden lassen. Was auch in den Musikstücken und Liedern aus Wangen und Deuchelried, aus Ratzenried und Scheidegg trefflich zum Ausdruck kam. Neben „Ach, wann kommen jene Stunden - ach, wann kommt doch jene Zeit“ war etwas von dem Esel, der von Josef gefüttert wurde, zu hören.

Die „Lustige Schlittenfahrt“-Polka mit Glöckchenklang wechselte über zum frommen „Still, o Erde“ und zum innigen „O Heiland, Jesus Chrischt“. Nicht zu vergessen das Quintett der Ratzenrieder Musikkapelle (Martin Bernhard, Heiko Kohn, Karl Kohler, Tobias Schele und Helmut Schupp), das mit Tuba, Posaune, Horn und Trompeten den richtigen Ton angab.

Von schwarzen Pulvern und grünen Pasten

Roland Ohneseit (rechts) und Berthold Büchele zeigten den Zuhörern des Vortrages auch Hinrichtungs- und Folterinstrumente.

Vortrag in Ratzenried beschäftigt sich mit einem der letzten Hexenprozesse im Allgäu

Von Vera Stiller (13. September 2019)

ARGENBÜHL – Derzeit gibt es auf der Waldburg eine Hexenausstellung. In diesem Zusammenhang war der Vortrag von Heimatforscher Berthold Büchele zu sehen, der am Freitagabend 90 Besucher in das Foyer der Ratzenrieder Schule führte. Gestützt auf die 300 Seiten starke Niederschrift des Prozesses, der 1743 gegen Katharina Reitterin in Eglofs stattfand, trugen „Oberamtmann“ Roland Ohneseit und „Protokollant“ Berthold Büchele  im Dialog exemplarische Fragen und Antworten des Verhörs vor.

Obwohl das dunkle Kapitel der europäischen Hexenverfolgung mit dem Zeitalter der Aufklärung zu Ende ging, wurde erst 1944 der letzten Frau als „Hexe“ der Prozess gemacht. Und in Deutschland? Man schätzt, dass rund 25.000 Menschen aufgrund vermeintlichen „Hexenwerkes“ hingerichtet wurden. Bevor mit der in Kempten erfolgten Verurteilung von Anna Maria Schwegelin wegen Teufelsbuhlschaft 1775 symbolisch das Aus der Hexenverfolgung eingeläutet wurde, erregte das Verfahren gegen Katharina Reitterin aus Eglofs noch großes Aufsehen.

Ursula Wippich und Hermann Schwarz hatten die Prozessakten vor Jahren entziffert und in eine moderne Schrift übertragen. Der Geschichts- und Heimatverein Eglofs mit Karl Stiefenhofer gab diese Arbeit dann in einem Buch heraus. Und Berthold Büchele machte aus allem einen Vortrag, der sich ebenso informativ wie spannend gestaltete.

Bevor die Zuhörer in die wichtigsten Passagen des Prozessverlaufs eintauchen konnten, gab ihnen Büchele noch die Vita der „Reitterin“an die Hand, die im Laufe ihres Lebens „von der Giftmischerin zur Hexe“ wurde: 1709 geboren, 14 Jahre lang als Magd beschäftigt, mit 34 Jahren noch immer ledig. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung lebte sie bei der Familie der Ursula Brodterin, der Witwe ihres Vaters. Katharina genoss in Eglofs keinen guten Ruf. Wegen Unzuchtsvorwürfen war sie schon einmal inhaftiert worden. Dass sie außerordentlich religiös war, half nicht, ihr Ansehen zu heben.

Als im Jahr 1743 der Prozess eröffnet wurde – Katharina stand im Verdacht, zunächst die Stiefmutter, dann die beiden Stiefbrüder vergiftet zu haben – war Eglofs weitestgehend in die Grafschaft Traun-Abensberg integriert. Die Weigerung der Frau, sich zunächst gegen die ehrverletzenden Anschuldigungen zu verteidigen, wurde als implizites Geständnis aufgefasst. Doch beim ersten Verhör kam die Wende: Katharina Reitterin gestand nach wenigen Minuten, Stiefmutter wie Brüdern Gift gegeben zu haben. Die ungeliebte Stiefmutter wie einer deren Söhne war daraufhin gestorben.

Überrascht zeigte sich der „Schreiber“ nicht nur darüber, dass Katharina auswendig gewusst hatte, „was sie 27 Mal unter Beimischung von weißem Mäusegift gekocht haben will“ und die Taten „vieltausendmal bereute“, sondern was im Laufe der Verhandlung sonst noch alles ans Tageslicht kam. Hatte es zunächst keinerlei Hinweise auf Magie gegeben, so war plötzlich die Rede von einem Liebhaber, der sie angeblich geschwängert hatte. Es sei „ein liederlicher Mensch“ gewesen, so die Aussage Katharinas, „der kein Mensch, sondern der Teufel war“.

„Der Prozess, der alles andere als ein kurzer war, wandelte sich gegen die geständige Giftmörderin zum Hexenprozess, weil die Angeklagte selbst ihren ehemaligen Geliebten als den Teufel identifizierte“, erklärte Berthold Büchele. Im weiteren Verlauf hätten die Verhörenden Katharina immer wieder nachdrücklich aufgefordert, ihre Aussagen zu überdenken. Doch sie sei mit dem rasch abgelegten „Hexengeständnis“ den Mustern populärer Dämonologie gefolgt, die aus den Bekenntnissen des südwestdeutschen Raums seit dem 16. Jahrhundert bekannt waren.

Die Aussage lautete: Ein unbekannter Mann in grünen Kleidern begegnete ihr unter freiem Himmel, er forderte sie zur Prostitution auf, gab sich darauf als der Teufel zu erkennen und verlangte von ihr, einen Pakt abzuschließen. Danach habe er noch mehrfach Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt. Auch sei er nachts in ihre Zelle gekommen, um sie zum Selbstmord aufzufordern. Deshalb habe sie Rosenkranz und Kruzifix wie geweihte Amulette, die sie bei sich trug, abgerissen und von sich geworfen.

Ohne erkennbaren Druck seitens der Richter gestand Katharina Schadenszauber: Sie habe Vieh mittels eines schwarzen Pulvers, das ihr der Teufel gegeben habe, getötet. Dann berichtete sie ausführlich über einen Sabbat mit Wetterzauber, den Hexenflug mittels einer „grünen Fahrsalbe“ und die Kellerfahrt. Katharina wehrte sich dagegen, dass die Verhörenden das Wort „Hexe“ auf sie anwandten. Sie widerrief, verwarf den Widerruf wieder. Schließlich bestätigten und vertieften die Ermittlungen den Hexerei-Verdacht. Das Gutachten stellte der Wangener Ratsherr und Jurist Johann Baptist Wachter aus.

Die letzte hochrichterliche Entscheidungskompetenz lag beim Landesherrn. Von Wien aus bestätigte Graf Franz Joseph von Traun-Abensberg das Todesurteil. Die Hinrichtung erfolgte gemäß den Vorgaben der „Carolina für Giftmörder und Hexen“. Katharina Reitterin wurde mit glühenden Zangen gerissen, enthauptet und verbrannt. Als Strafverschärfung, vermutlich wegen des Verwandtenmordes, wurde ihr zudem die rechte Hand abgeschlagen.

Das Zauberwort heißt Porta aperta

Heimatverein Ratzenried  unternimmt mit 32 Kindern eine Reise ins Mittelalter

Von Vera Stiller (28. Juni 2019)

RATZENRIED – Seit 15 Jahren können Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren nachspüren, wie sich das Leben im Mittelalter angefühlt hat. Mittelpunkt dieser Zeitreise ist der Johannistag am 24. Juni, der in enger Verbindung zur Sommersonnenwende steht. Das Entzünden des Johannisfeuers bildet in jedem Jahr den Abschluss der spannenden Reise.
Der Treffpunkt für die kleinen Ritter, Burgfräulein oder Bauern war am Samstagnachmittag der Schlosshof im Dorf. Von hier aus zogen „Burgvogt“ Berthold Büchele und fleißige Helferinnen und Helfer nach einer kurzen Einführung durch den Wald hinauf zur Burgruine. Erstmals mit dabei zwei Esel aus Oberau, von wo aus Tanja Schulze das beliebte Trekking mit den Vierbeinern anbietet.
Unterwegs gab es nicht nur viel zu entdecken, sondern auch manches zu erlernen. So erfuhr die Schar etwas über das, was damals ganz normal war: Die ganze Familie packte im Haus und in der Landwirtschaft mit an und sammelte Kräuter und Beeren. „Die Kinder sollen wissen, dass es früher Mühe machte, um zu Nahrung zu gelangen. Und dass auch Minderjährige ihren Teil dazu beitragen mussten“, erklärte Büchele.
Man staunte nicht schlecht, als Büchele die „Gewandeten“ durch den Schlosspark führte und  hier darauf hinwies, „dass dies der ehemalige Weg nach Wangen ist, auf dem man den Markt der Stadt erreichte“. Später galt es, auf Baumstämmen zu balancieren und so seinen Mut zu beweisen. Angekommen an der sagenumwobenen „Hoflinde von Bruggen“ machte eine „gute Fee“ die Wanderer mit dem aktuellen Zauberwort bekannt.
Dieses „Porta aperta“ war nötig, um Einlass für das große Tor unterhalb der Burg zu erlangen. Auf der Ruine selber gab es dann für alle ein Vesper am Lagerfeuer, während die Esel friedlich grasten. Gestärkt ging es auf Schatzsuche, wurde bei verschiedenen Spielen um den Sieg gerungen und mit den mitgebrachten Schwertern und Schildern, mit Pfeil und Bogen edle Wettkämpfe ausgetragen.
Höhepunkt des geschichtlichen Ausflugs ist seit 15 Jahren die Weitergabe des Wissens um den Johannistag. Das Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer, das am 24. Juni gefeiert wird und sowohl in symbolischer wie zeitlicher Hinsicht mit der Sommersonnenwende am 21. Juni in Verbindung steht, ist seit dem vierten Jahrhundert in der christlichen Kirche bekannt.

Weil das Johannisfeuer gegen böse Dämonen hilfreich sein soll, wurde nicht nur ein Lied von Sankt Johann einstudiert, sondern auch ein beschwörender Spruch aufgesagt: „Heut‘ lodert das Feuer, der Rauch steigt empor, da brechen im Feuer die Geister hervor.“ 

Mit ihren brennenden Fackeln entzündeten die Kleinen dann den hoch aufgetürmten Berg aus Baumholz und Reisig. Dazu ließen die „Allgaischotten“ ihre Dudelsäcke erklingen und sorgten mit altertümlichen Weisen für eine zusätzliche mittelalterliche Atmosphäre. 

Der Ratzenrieder Schlosspark blüht wieder auf

Um 1845 ließ Graf von Beroldingen südwestlich seines Schlosses einen Park mit Springbrunnen und zwei Bären am Eingangstor anlegen. Die Blütezeit des Parks ist längst Vergangenheit, was blieb ist der Name Park für die Umgebung des Schlossweihers. Vergangenes Jahr hat sich der Heimatverein u.a. auch dieses vernachlässigten Ratzenrieder Parks angenommen. Nach Absprache mit der Gemeinde als Eigentümerin haben Mitglieder des Heimatvereins zunächst eine Teilfläche mit Minibagger, Kreiselegge bearbeitet, dabei viel Handarbeit investiert und schließlich eine Blumenwiese angesät. Mit der von Frau Simone Kern (Landschaftsarchitektin) empfohlenen Samenmischung "Schattsaum" sollen 43 Blumenarten und 9 Gräser Insekten und die Bürger gleichermaßen erfreuen. Manche Arten benötigen bis zur Blühreife 3 bis 4 Jahre. Einen ersten sichtbaren Erfolg kann man bereits jetzt wahrnehmen.
Weitere verschönernde Maßnahmen sollen folgen.
Hans Knöpfler (16. Juni 2019)

Heimatverein Ratzenried putzt seine Burgruine heraus

Foto: Christine Knöpfler

Der Einladung des Heimatvereins zur Burgputzete folgte bei strahlendem Sonnenschein eine bunte Schar von Mitgliedern und Freunden. Es ging darum, auf dem großflächigen Burggelände viele abgebrochene Äste aufzusammeln und beiseite zu räumen, an Burghang und Gräben junge Triebe zurückzuschneiden sowie die weitläufigen Mauerkronen von Laub und Bewuchs zu säubern. Die Burgputzte ist alljährlich die erste Pflegemaßnahme auf der einst größten Dienstmannenburg des Allgäus. Über die Sommermonate bilden dann die Mäharbeiten und Reparaturen eine weitere sportliche Herausforderung für den Verein. Seit den umfangreichen Sanierungsarbeiten in den achtziger und neunziger Jahren tragen Mitglieder des Heimatvereins jahraus jahrein dafür Sorge, dass sich die Anlage der Vielzahl von Besuchern in einem  gepflegten Zustand präsentiert, wo Natur und Geschichte gerne zum Verweilen einladen.
Text: Hans Knöpfler (30. März 2019)

Neuer Mitgliederhöchststand beim Heimatverein Ratzenried

(v.l.n.r.): Gebhard Brauchle, Markus Holzmann, Berthold Büchele, Michael Schwedtmann, Cathrin Schippers, Melanie Göschl, Harald Drescher, Roland Ohneseit, Hans Knöpfler (Foto: Christine Knöpfler)

Bei der Jahreshauptversammlung konnte der Vorsitzende Hans Knöpfler den anwesenden Mitgliedern voller Freude den neuen Mitgliederstand von 217 Personen verkünden. Dies sei ein Zeichen der Wertschätzung für alle Aktionen des Vereins zum Wohle des Dorfes. Beim Jahresrückblick, der wie immer wegen der Bilder und der Informationen sehr kurzweilig war, gab es einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Die Pflege des Ratzenrieder Schlossparks und der Burgruine sowie die Pflanzung von Bäumen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der AG Heimatpflege waren und sind Beiträge zur Verschönerung des Dorfes für Einheimische und Touristen. Mit der Organisation der Maiandacht und der Burgmesse sowie der Kreuzeinweihung auf dem Knobel zeigte sich die Zusammenarbeit von Verein und Kirche. Vorträge von Berthold Büchele über den 3ojährigen Krieg und die Allgäuer Sagen und Balladen sowie über die Römer im Allgäu und in Ratzenried (vom Archäologen Dr. Meyer) sprachen viele Heimat- und Geschichtsfreunde an. Bücheles Forschungen zur „sagenhaften Linde“ und ein Artikel in der SZ führten zu einer unglaublichen Völkerwanderung zu diesem magischen und eindrucksvollen Ort. Durch die Reise ins Mittelalter, Märchenlesung auf der Burg und Ferienprogramme sollten die Kinder für ihre Heimat begeistern. Museumsführungen zeigten den reichen Schatz an Objekten unserer dörflichen Kultur; an einem Tag wurde durch Frau Wagner die  Technik der Fallspindel, einer Vorläuferin des Spinnrads, erklärt. Wie schon seit mehreren Jahren war der Flohmarkt im Hinterhof des Schlosses wieder ein besonderer Anziehungspunkt für Schnäppchenjäger. Bilderabende luden zu einer Reise in Ratzenrieds Vergangenheit ein und begeisterten Alt- und Neubürger. Eine Führung von Vereinsmitglied Wolfgang Forster durchs Erbagelände ließ die Ratzenrieder über den Tellerrand hinausblicken. 

Zum Jahresende waren - wie jedes Jahr - der Nikolaus und das stimmungsvolle und sehr gut besuchte Adventskonzert mit Liedern, Bräuchen und Tänzen aus dem Allgäu wertvolle Beiträge zu Musik und Kultur des Allgäus; dazu gehört auch die Organisation des Funkens in Zusammenarbeit mit der Landjugend. 

Die Verleihung des Magnusstabs an den Verein im stimmungsvollen Rahmen des Schlosses war Lohn und Auszeichnung für die vielseitige Arbeit und Beweis der allgäuweiten Wertschätzung des Vereins. Mit dem Helferessen im Schloss wurden alle rührigen Vereinsmitglieder bei einem „fürstlichen“ Essen für ihr Engagement belohnt. 

Bei den anstehenden Wahlen wurde der Vorstand entlastet und neu gewählt: neben den bisherigen Mitgliedern wurde Michael Schwedtmann als Zuwachs aufgenommen.

Text: Berthold Büchele (23. März 2019)

Literarisch-musikalischen Abend mit Allgäuer Sagen und Balladen

v.l. Ernst Greinacher und Berthold Büchele

Von Räubern, Mördern und unglücklichen Mädchen (01. Febr. 2019)

 

In Ratzenried wird das Allgäuer Brauchtum lebendig

Bild: Hans Knöpfler

Die Musiker des diesjährigen Adventskonzerts
oben: Berthold Büchele (Geige, Gesang, Sprecher), Nathalie Mathiesen-Büchele (Geige), Yannick Fässler (Gitarre) , Isabelle Fässler-Büchele (Viola), Frédéric Büchele (Cello), Christa Schele (Gitarre), Sonja Paulmichl (Gesang)
unten: Quartett der Ratzenrieder Musikkapelle: Martin Bernhard (Horn) , Helmut Schupp (Trompete), Heiko Kohn (Trompete), Karl Kohler (Tuba).

 

Von Vera Stiller (SZ vom 28. Dezember 2018)

RATZENRIED – Der Wunsch, sich am Vortag des Heiligen Abend auf das Fest in besonderer Weise einstimmen zu lassen, ließ am Sonntagnachmittag 195 Besucher ins Foyer der Ratzenrieder Schule kommen. Mehr als in den Jahren zuvor.  Der Heimatverein Ratzenried hatte erneut zu einem Adventskonzert eingeladen.

Auch zu Beginn der 29. Auflage dieser Veranstaltung erinnerte Berthold Büchele daran, was ihm wichtig ist: Liedgut, Mundart und Brauchtum der Allgäuer Heimat nicht verloren gehen zu lassen. Und so war es nur verständlich, dass er, nachdem das Ratzenrieder Bläserquartett dazu aufgefordert hatte, aufzuwachen, „weil uns die Stimme ruft“, Beispiele der „Unkultur“ in heutiger Vorweihnachtszeit zu benennen. Mit einem Text von Dieter Volkwein wurden diese Gedanken noch durch den Hinweis auf das „Weihnachtskultimuddl“ vertieft.

Alle negativen Gedanken wurden zur Seite gelegt, als man der Aufforderung, gemeinsam das aus Wangen stammende und von Büchele melodisch rekonstruierte Lied „Christen fanget an zu singen“ nachging. Und mehr und mehr strahlte der Text von einst auf, der den Menschen auch heute noch etwas zu sagen hat: „Ach, nach sehnsuchtsvollem Hoffen zeiget sich jetzt Gottes Plan.“

Neben den Bläsern Martin Bernhard, Heiko Kohn, Karl Kohler und Helmut Schupp, war es insbesondere das von Büchele zusammengestellte Ensemble aus Streichern (Nathalie Mathiesen-Büchele, Isabelle Fässler-Büchele, Frédéric Büchele und Berthold Büchele selber), Gitarristin Christa Schele und der Sängerin Sonja Paulmichl, das den Nachmittag mit Spiel und Gesang verzauberte.

Da wurde auf den in jüngster Zeit wieder bei den bayerischen Nachbarn neu belebten Brauch des „Klöpfeln“ für einen guten Zweck aufmerksam gemacht, die Stubenmusik stellte Walzer aus Bergatreute und Ratzenried ebenso vor wie einen Galopp aus Ratzenried oder einen Ländler aus Siggen. Mit schönem Gesang ging es zur „Rorate“, wurde festgestellt, dass „Maria koi Wiege g’hett hat“, und die Hirtenbuben wurden dazu ermunter: „Seid luschtig!“ Denn in der Nacht, da hatte sich im Stall etwas zugetragen, was nur fröhlich stimmen kann.

Büchele war es, der mehrere Geschichten zum Besten gab. Darunter die in schwäbischer Mundart von Ingrid Koch über die Eigenheit von „Weihnachtsfeiern“. Oder den Lobgesang auf die „Weihnachtsbrötle“, der wiederum von Dieter Volkwein stammte. Der Vergleich von  „Weihnachtsma oder Chrischdkind“ erinnerte an den verstorbenen Mundartschreiber Edwin Wölfle.

Mit der „Schlittenpost“ aus Wilhams war zwar das Ende des Adventskonzertes erreicht, aber noch nicht die Heimfahrt angesagt. Zunächst gab es allerlei Leckeres zu essen und zu trinken und jede Menge Gelegenheit für Begegnung und Gespräch in gemütlicher Atmosphäre.

Auszeichnung mit dem Magnusstab

v.l. Dr. Jörg Leist, Karl Stiefenhofer, Hans Knöpfler, Berthold Büchele, Dr. Claudius Luterbacher-Maineri und Dr. Guntram Blaser (Foto: SZ Bischofberger)

Besondere Kräfte für die Heimatpflege

In feierlichem Rahmen erhält der Heimatverein Ratzenried im Schloss den Magnusstab

Von Claudia Bischofberger (SZ 19. November 2018)

RATZENRIED - „Ehre, wem Ehre gebührt": Der Satz von Wangens Alt- Oberbürgermeister Jörg Leist galt dem Heimatverein Ratzenried, der für sein Engagement den Magnusstab verliehen bekam. In feierlichem Rahmen im Ratzenrieder Schloss gab es für den umtriebigen Verein viele Worte des Lobes.

Karl Stiefenhofer, Vorsitzender des Heimatbunds Allgäu, erläuterte zunächst die Bedeutung des Magnusstabs. Der heilige Apostel Magnus sei der Schutzpatron des Allgäus gewesen. Seinem hölzernen Stab, der mit Silber beschlagen war, wurden besondere Kräfte zugesprochen. Die sollten jetzt jenen helfen, denen es am Herzen liege, die Heimat zu pflegen. Zur symbolischen Weiterreichung des Magnusstabs wurde die Kopie in Bronze gegossen und in einem feierlichen Gottesdienst gesegnet. Und damit die Kräfte in die Nachbildung übergehen, habe man diese noch mit dem echten Stab in Berührung gebracht. Stiefenhofer: „Die Heimat ist das Bild unserer Gesellschaft. Und es sind die Menschen und die Landschaft, die dieses Bild zeichnen."

Argenbühls Bürgermeister Roland Sauter bezeichnete die Auszeichnung des über 200 Mitglieder starken Vereins als das Ergebnis eines herausragenden Engagements. Als Beispiel lebendig gelebter Geschichte nannte Sauter zunächst die Burgruine. Auch dem Leben im Hier und Jetzt widme der Verein seine Aufmerksamkeit. So hätten sich Mitglieder des Heimatvereins über mehrere Wochen an einer Erhebung zur Amphibienwanderung entlang des Bruggweihers und des Platzweihers beteiligt. Ziel war es, Zahlenmaterial als Grundlage für bauliche Maßnahmen zu erheben.

„Es ist würdig und recht, dass Ihr diesen Stab bekommt", betonte Pfarrer Rupert Willburger. Er sprach dem Stab gar dämonische Kräfte zu. Diese sollen sich gegen die richten, die den Bau des neuen Heimatmuseums blockieren wollen, scherzte Willburger. Eigens angereist zur Feier war der Kanzler der Fürstabtei Bistum St. Gallen, Claudius Luterbacher-Maineri. „Ein Verein, in dem Menschen mit so viel Wissen, Energie und Einsatz versuchen zu verhindern, dass Geschichte und Traditionen verloren gehen, ist ein Wunder", lobte der Kanzler die Arbeit des Heimatvereins.

Altoberbürgermeister Jörg Leist konnte sich dem Lob seiner Vorredner nur anschließen und zollte seinen großen Respekt für die bisherigen Leistungen des Vereins. Auch die Tatsache, dass zwei Vorsitzende das Heft schon seit nunmehr 35 Jahren in der Hand halten, zeuge von großem Verantwortungsbewusstsein. Damit gemeint waren Hans Knöpfler und sein Stellvertreter Berthold Büchele. Letzterer gestaltete zusammen mit Christa Schele den musikalischen Teil des Abends.

Schließlich beendete Knöpfler den Abend mit einer Dankesrede. Sichtlich überwältigt von all den gesprochenen Worten betonte er einmal mehr die große Ehre, die er empfinde, diese Auszeichnung zu erhalten. Und er freue sich schon auf die Kraft, die der Verein damit empfangen würde. Das Schloss leuchtete in seinem Inneren mit den Sternen draußen um die Wette, als bei kulinarischen Köstlichkeiten und Getränken der Abend mit Gesprächen unter den Gästen seinen Abschluss fand.

 

Magnusstab ist ein Ehrenpreis des Heimatbundes

Der Magnusstab ist eine Nachbildung des Stabes, den der Heilige Magnus, der "Apostel des Allgäus", bei seinen Wanderungen und zu Segnungen verwendet haben soll. Der Stab aus Bronze wird in der Kirche St. Mang in Füssen, wo das Original über dem Altar hängt, geweiht. Angefertigt wurde der Stab vom Kemptener Bildhauer Hans Wachter und soll ein Symbol sein für "langes, zähes, unerschrockenes und weltoffenes Arbeiten" in der Traditions- und Heimatpflege sein. Er wird nur selten verliehen. Und zwar nur dann, wenn der Heimatbund Allgäu einen Verein für würdig befunden hat. Besonders vorbildliche Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege im und für das Allgäu sind Grundvoraussetzungen.

 

Spuren der Römer im Westallgäu während des 1. bis 4. Jh. n. Chr.

Am 14. November 2018 hat der Heimatverein zu einem Vortrag über die Römer im Allgäu eingeladen.

 

Das neue Kreuz auf dem Knobelberg

Im Strahle der Abendsonne von links: Markus Holzmann (Heimatverein Ratzenried), der Knobelbauer Matthias Huber, Zimmermann Karl Kohler, Pfarrer Rupert Willburger und Malermeister Hermann Beck, Hans Knöpfler (Heimatverein Ratzenried)

 - Ein Sternstunde des Ehrenamts -
Seit diesem Wochenende ziert den Knobelberg (734,7 m), wieder ein schmuckes Kreuz. Dem Vorgängerkreuz aus dem Jahre 1953 hatten Wind und Wetter zugesetzt, es war morsch und nicht mehr standsicher geworden. Auch wenn andernorts kontrovers über das Kreuz diskutiert wird, für den Hofbauern Huber (Knobelbauer) war klar, dass auf seinem Hausberg wieder ein Kreuz errichtet werden solle. Mit Zimmermann Karl Kohler und Malermeister Hermann Beck fanden sich zwei Handwerker, die es als Ehrensache betrachteten, ihre Arbeitskraft um Gottes Lohn für ein Zeichen religiöser Verbundenheit einzubringen. Flaschnermeister Willi Bänsch steuerte die Täfelchen für Kreuzesinschrift und Spruch bei. Entstanden ist ein bewundernswertes Kleinod, welches, eingerahmt durch zwei Linden von weitem sichtbar, zum Besuch und stiller Andacht einlädt. In einer stimmungsvollen Zeremonie weihte Pfarrer Willburger das neue Kreuz ein. Eine ansehnliche Zahl von Gläubigen folgte der Einladung des Heimatvereins, der Kreuzsegnung vor der traumhaften Kulisse der Allgäuer Hügellandschaft bei Sonnenuntergang beizuwohnen. Das bewährte Bläserquartett der Ratzenrieder Musikkapelle begleitete mit seinen Klängen weithin hörbar das nicht alltägliche Ereignis. Beeindruckt von der Ausstrahlung des neuen Kreuzes und den Worten von Pfarrer Willburger spendeten die Besucher allen Akteuren den verdienten Applaus.

Text (12.08.2018): Hans Knöpfler

 

Kinder erleben spannende Reise ins Mittelalter

Lesen Sie den Bericht in der Schwäbischen Zeitung:

Reise ins Mittelalter und Johannisfeuer mit den Allgaischotten

(22. Juni 2018)

 

So war der 30-jährige Krieg im Allgäu

Zahlreiche Zuhörer folgten der Einladung des Heimatvereins zum Vortrag von Berthold Büchele über den 30-jährigen Krieg, der vor 400 Jahren begann und auch in Ratzenried viele Zerstörungen und viel Leid verursachte. Lesen Sie dazu den Bericht in der Schwäbischen Zeitung.

(24. März 2018)

Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr

Die Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Ratzenried fand wieder in der historischen Gerichtsstube im Gasthaus Ochsen statt. Nachdem der Vorsitzende Hans Knöpfler als moderner Ammann über die Aktivitäten be-„richtet“ hatte, durften die Anwesenden Vereinsmitglieder darüber „richten“. Die Vorstandschaft wurde einstimmig „freigesprochen“ und entlastet. Zuvor hatte der Vorsitzende in einem interessanten und kurzweiligen Bildervortrag das Vereinsjahr Revue passieren lassen. Im religiösen Bereich gab es eine Maiandacht, das Brauchtum wurde gepflegt mit dem Johannisfeuer, dem Funken und dem Nikolaus.  Ideen fürs Heimatmuseum wurden bei Ausflügen nach Oberstaufen und Hergensweiler gesammelt. Mit viel Mühe mussten hunderte von Museumsobjekten in ein neues Lager umgezogen werden und wurde die Burg gepflegt.

Der Ratzenrieder Schlosspark in Erwartung seiner Pflege

Auch erste Ansätze zur Pflege des Schlossparks gab es, in der Hoffnung, dass die Gemeinde sich hier beteiligt, war doch der Park einst ein Schmuckstück mitten im Dorf.
Cathrin Schippers und Melanie Göschl leisteten wertvolle Kinder- und Jugendarbeit mit interessanten Projekten (Märchenlesung, Krippenbau, Kulturlandschafts- und Burgführung). Beim internationalen Museumstag unter dem Motto „Spurensuche“ erzählten ehemalige und derzeitige Flüchtlinge von ihrem Schicksal, und Berthold Büchele gab ihnen bei einer Museumsführung Einblicke in die Allgäuer Kultur.
Der Verein beteiligte sich mit einer farbenprächtigen Fahne am Allgäuer Fahnenwald, gab eine Einführung in das Lesen der alten deutschen Schrift, bot eine Bilderreise in die Vergangenheit Ratzenrieds und eine Kirchenführung an, brachte ein Buch mit Zeichnungen der Ratzenrieder Künstlerin Maria von Beroldingen heraus; er setzte kulturelle Akzente mit dem traditionellen Adventskonzert und einem Kabarett-Abend, organisierte den Flohmarkt im Schlosshof und engagiert sich bei einem Amphibienprojekt. Die Vorstandschaft traf sich im vergangenen Jahr zum geselligen Beisammensein bei Ausflügen nach Thüringen und in die Berge, und alle Helfer wurden mit einem „fürstlichen“ Essen in Schloss belohnt. Der Abend klang aus mit einer anregender Hostube und einem zünftigen Vesper.
16. März 2018
Text: Berthold Büchele
Foto: Hans Knöpfler

Hoher Besuch bei der Bilderreise

v.l. Graf Luitwin von Galen, Conz von Gemmingen mit Gattin vor dem Schlossportal

Wieder einmal lud der Heimatverein Ratzenried zu einer Bilderreise in die Vergangenheit ein. Der Vorsitzende Hans Knöpfler hatte aus dem reichen Fundus alter Fotos einen interessanten Querschnitt zusammengestellt, wie das Dorf früher aussah und wie die Ratzenrieder früher lebten. Bereichert wurde der Vortrag durch bisher noch nicht gekannte Fotos, die Graf von Galen, Urenkel des Grafen von Beroldingen, des früheren Schlossbesitzers, beigesteuert hatte. Er und sein Großcousin, Conz von Gemmingen, ebenfalls Nachfahre des Grafen von Beroldingen, waren beide von weit her angereist, um durch die Bilder und durch  Führungen auf den Spuren ihrer Vorfahren in Schloss, Dorf, Friedhofskapelle und Museum in ihre eigene Geschichte einzutauchen. 

Eines der bislang unbekannten Bilder zeigt die ehemalige Beroldingsche Ziegelei. Sie stand dort, wo heute die Flüchtlinge untergebracht sind. Für diese Ziegelei erwarb die Herrschaft 1866  eigens eine Maschine aus England, um hohle Ziegelsteine herzustellen. Ein weiteres Bild zeigt drei alte Ratzenrieder Kirchenglocken aus den Jahren 1642 und 1732 mit markanten Inschriften. Diese und weitere Bilder aus der Ratzenrieder Vergangenheit sind deshalb besonders wertvoll, weil sie aus der Zeit vor 1900 stammen, wo sich wenige die teure Foto-Ausstattung leisten konnten. Umso größer ist die Freude im Heimatverein über dieses bislang unbekannte neue Bildmaterial.

19. Jan. 2018

 

Berthold Büchele serviert speziell Allgäuer Leckerbissen

Beim Ratzenrieder Adventskonzert werden Liedgut, Mundart und Brauchtum lebendig

Von Vera Stiller (SZ) 

v.l. Berthold Büchele, Nathalie Mathiesen-Büchele, Isabelle Fässler-Büchele, Frédéric Büchele, Heidi Beck, Irmtraud Mielebacher, Christa Schele

Es war die 28. Auflage des Ratzenrieder Adventskonzertes. Und wieder erinnerte Berthold Büchele daran, dass ihm das Bewahren von Liedgut, Mundart und Brauchtum der Allgäuer Heimat wichtig ist. Deshalb stand es am Sonntag auch im Mittelpunkt des Weges "von der Adventszeit bis Weihnachten". Die zahlreichen Zuhörer bedankten sich für diese besinnlichen wie unterhaltsamen eineinhalb Stunden mit herzlichem Applaus.

v.r. Heiko Kohn, Helmut Schupp, Willi Durach, Karl Kohler

Bereits nach den ersten Tönen eines Ratzenrieder Bläserquartetts konnte man alles um sich herum vergessen, sich bequem zurücklehnen und die "speziell Allgäuer Leckerbissen" genießen. Der Blick hinaus in die schneebedeckte Landschaft und der festliche Schmuck im Raum trugen zusätzlich zum stimmungsvollen Ambiente des Konzertes bei. 

Neben den Bläsern der Musikkapelle Ratzenried, die sich im Laufe des Nachmittags mit Polka, Galopp und Schottischem schon einmal als nach Weihnachten durch das Dorf ziehende "Schnuranten" vorstellten, erfreute eine Stubenmusik das Publikum. Die Ländler aus Karsee und aus Ratzenried gehörten ebenso zu den musikalischen Kostbarkeiten, die Berthold Büchele einst wiederentdeckt hatte. Spaß machten ebenso zwei Schlittenstücke, bei der das Getrappel der Pferde und das Glockengeläute deutlich zu vernehmen waren.

Sonja Paulmichl mit einem glanzvollen Debüt

Mit dem innigen Gesang von Sonja Paulmichl wanderten die Gäste "mit Maria durchs Gebirg" zur Base Elisabeth, forderten den Heiligen Josef auf, "s' Esele zu futtre", wie sie die Engel darum baten, "Schritt zu halten und mitzuhelfen" auf dem langen Weg nach Bethlehem. Die Herbergssuche und "Josef mein" war einem Weihnachtsspiel aus dem Jahr 1665 entnommen, "Still, o Erde!" einem alten Liederbuch aus Wangen. Dabei ging es um eine Krippenmeditation, in der "Zwiesprache mit dem Jesuskind" gehalten wurde.

Schließlich bewegte Sonja Paulmichl mit "O, schönstes Jesulein", im 17. Jahrhundert von Pater Meingosus Rottach geschrieben, die Herzen der andächtig Lauschenden. Die Noten fand Büchele nicht im Kloster Weingarten, wo Rottach als Chorregent wirkte, sondern in der schweizerischen Benediktinerabtei Einsiedeln.

Kostproben "ganz alter Mundart" 

Zwischen den einzelnen Musikstücken war es ebenfalls Büchele, der mit Geschichten wie die von Franzsika Schiele verfassten "Wihnächtsguetsle" Kostproben "ganz alter Mundart" gab oder von Bräuchen erzählte, "die sonst in Vergessenheit geraten würden". Als Zuhörer musste man sich fragen lassen: Wer weiß heute noch, dass der Advent eigentlich eine Fastenzeit ist? Wer erinnert sich daran, dass es vor 250 Jahren rund 40 Feiertag mehr gegeben hat, wobei allein fünf der Muttergottes geweiht waren? Und wer lebt heute noch in der guten alten Tradition, in der erst am Heiligen Abend ein beleuchteter Christbaum zu sehen ist? 

Natürlich wurde auch gemeinsam gesungen. "Macht hoch die Tür" war so recht dazu angetan, die Ankunft des "Herrn der Herrlichkeit" in großer Vorfreude zu erwarten. Tradition aus jüngster Zeit war das, was den dritten Adventssonntag abrundete: Es gab Glühwein und Punsch, Birnen- und Apfelbrot und jede Menge Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Fotos: Hans Knöpfler (19. Dez. 2017)

Kabarett-Duo hält Lachmuskeln in Bewegung

Beate Rimmele (links) und Birgit Fuchs gaben als "Runzel und Stilzchen" mit heiterem Musikkabarett ihre Visitenkarte in Ratzenried ab.

120 Gäste kommen zu "Runzel & Stilzchen" in die Ratzenrieder Grundschule

Von Vera Stiller (SZ) (16. Okt. 2017)

RATZENRIED“ Hinter "Runzel & Stilzchen" verbergen sich die beiden Powerfrauen Beate Rimmele und Birgit Fuchs. Mit ihrem Kabarettprogramm "Des isch doch gschponna!" erfreuten sie die 120 Besucher im zum Theatersaal umgebauten Foyer der Schule in Ratzenried. Die entspannte Stimmung blieb zweieinhalb Stunden lang auf dem Höhepunkt.

Die Erwartungen des Heimatvereins Ratzenried wurden weit übertroffen. Das, was als Versuch gedacht war, gibt jetzt Anlass zu weitergehenden Überlegungen. "Wir können uns vorstellen, vielleicht einmal im Jahr zu einer ähnlichen Veranstaltung einzuladen", sagte Vorsitzender Hans Knöpfler am Freitag. Wobei er das mit einkalkulierte, was er in der Vorbereitung zum Kabarettabend immer wieder gehört hatte: "Die Menschen wünschen sich für unser Dorf ein ausgeweitetes Kulturprogramm."

Für den Start in einen neuen Zweig ihres Angebots hätte der Heimatverein wirklich keine bessere Auswahl treffen können. Mit "Runzel & Stilzchen" kam eine Mischung aus bekannten Melodien und eigenen Texten, mit Zwiegesprächen und Sketchen auf die Bühne, die allein schon durch das Fehlen einer räumlichen Distanz zwischen Akteuren und Publikum "mitten ins Herz" traf und die Lachmuskeln in Bewegung hielt. Amüsant bis frech, ohne die Grenze des guten Geschmacks zu übertreten, kurzweilig und aktuell - so konnte man die beiden Musikerinnen und Wortakrobatinnen erleben.

Gleich zu Beginn gab das Duo seine Visitenkarte ab: "Wir machen Musik, wir machen Plemplem!" Zwar fiel niemandem der Bart ab und keiner musste nach Luft schnappen, dafür war aber eines klar: "Mit Musik ist das Leben nur halb so schwer!" Mit ihren ausgesucht schönen Stimmen und einer gehörigen Portion Charme verstanden es Beate Rimmele am E-Piano und Birgit Fuchs an der Elektrozither, ihr Publikum auf eine Reise quer durch menschliche Unzulänglichkeiten und Verrücktheiten zu nehmen.

Von der schönen Müllerstochter aus dem Märchen, die "andere für sich schaffen lässt", über das Aufzeigen der "Unwörter 1991 bis 2016" bis hin zu unliebsam gewordenen Ausdrücken, die "dringend einer Wortneuschöpfung bedürfen": aus der Müllkippe wurde der Entsorgungspark, das Zigeunerschnitzel mutierte zum "Schnitzel mit temperamentvoller Tomaten-Paprika-Soße" und aus dem "Nonnenfürzle" entstand in Anbetracht der Gleichbehandlung die "katholische Mönchs- und Nonnenrektalwinde mit Puderzucker und Vanillesoße".

Besonders gefiel der Abstecher ins Vereinigte Königreich, wo sich Maria Stuart und Elisabeth I. ein Wortgefecht lieferten, das in dem Song endete: "Einmal hin, einmal her, Rübe runter, das war fair!" Nicht weniger humorvoll gelang das Zusammentreffen zweier Welten auf dem Jakobsweg. Klar, dass das zwischen der spirituell angehauchten Pilgerin und dem rockigen Motorradfahrer nicht gutgehen konnte. Und wie es sich anfühlt, wenn ein "Kind aus den 1950er-Jahren" auf die "Golfer-Lady" trifft und beide ihre Lebenserfahrungen austauschen, das verdiente in der Darstellung die Note "Spaßfaktor 100 Prozent".

Natürlich wurde das Publikum hier und da mit einbezogen. Ob das nun Peter aus der ersten Reihe war, dem ein Burkini auf den Leib geschneidert wurde, oder ein Ortsansässiger, der per Schnittmuster den Weg in den "Ochsen" erklären konnte - die beiden mutigen Herren hatten die Lacher auf ihrer Seite. 

Foto: Hans Knöpfler

Das malerische Ambiente des Schlosshofes gefällt

Der Ratzenrieder Schlosshof bot die schöne Kulisse für den Flohmarkt des Heimatvereins.

Flohmarkt des Ratzenrieder Heimatvereins wird wieder zum schönen Erfolg

Zum wiederholten Mal hat sich am Samstag der Ratzenrieder Schlosshof in ein Paradies für Schnäppchenjäger verwandelt. Rund 40 private Händler aus Argenbühl und seiner Umgebung boten eine Vielzahl von Dingen an, die man vielleicht nicht unbedingt braucht, die aber die Reihe von "Kunst und Krempel zu moderaten Preisen" zu verlängern.

"Wir wollten und wollen den Schlosshof mit Leben erfüllen", ließ Hans Knöpfler, der Vorsitzende des Ratzenrieder Heimatvereins, wissen. Und er erklärte, dass dieser Markt, zunächst nur im Abstand von zwei Jahren gedacht, jetzt an jedem zweiten Samstag nach der Burgmesse im September veranstaltet wird.

"In der Hauptsache melden sich Personen an, die von Anfang an mit dabei sind", erzählte Knöpfler und schilderte das weitere Vorgehen so: Helfer teilen die Quartiere ein, wobei versucht wird, auf Platzwünsche einzugehen. Auch wird darauf geachtet, dass die aufgestellten Regeln - wie der Rahmen der Marktzeiten - eingehalten werden."

Hans Knöpfler freute sich, dass der Flohmarkt nach wie vor von beiden Seiten gut angenommen wird. Nicht zuletzt deshalb, weil Aussteller wie Besucher das malerische, historische Ambiente im Schatten des Schlosses zu schätzen wissen. Aber auch die gute Bewirtung durch den Heimatverein Ratzenried findet Anklang.
SZ Text und Bild: Vera Stiller (25. Sept. 2017) 

Tag des offenen Denkmals 2017

Roland Ohneseit hält das Wettersegen-Kreuz in die Höhe, Berthold Büchele erklärt das Prunkstück

Reges Interesse an Ratzenrieder Kirchenführung
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals mit dem Motto "Macht und Pracht" war für den Heimatverein Ratzenried Anlass, zu einer Kirchenführung mit Berthold Büchele einzuladen. Zahlreiche Besucher folgten der Einladung und erlebten einen spannenden wie kurzweiligen Streifzug durch die Geschichte der Kirche. Die begüterten Herren von Ratzenried sorgten nicht nur dafür, dass im Ort spatestens im 12. Jahrhundert eine Kirche gebaut worden war, sondern auch für den raschen Aufbau nach diversen Zerstörungen. Der Reichtum der Patronatsherren zeigt sich zudem in prächtigen Kunstwerken, mit denen sie die Nachwelt beschenkten. Berthold Büchele lenkte mit profundem Wissen die Blicke der Besucher auf die Kirchenschätze. Ein besonderes Erlebnis war, die wertvolle Strahlenmonstranz von 1576 und das Wettersegen-Kreuz von 1520 aus der Nähe zu sehen. 

In diesem Prunkstück sind ein Stück des Kreuzes und der Dornenkrone Christi eingearbeitet. 

Leider wurden im Lauf der Jahrhunderte, wie Berthold Büchele erzählte, auch viele wertvolle Einrichtungen zerstört. Allein durch schriftliche Quellen belegt der Heimatforscher das Verschwinden von 16 Altären.Der heutige Hochaltar wurde um 1725 von Johann Ruez für die Wurzacher Leprosenkapelle geschaffen und ziert seit 1949 und hoffentlich noch lange Zeit den Chorraum der Ratzenrieder Dorfkirche. Mit seiner Kirchenführung ist es Berthold Büchele wieder einmal wunderbar gelungen, Geschichte und Kultur der Ratzenrieder Kirche als Ort des Glaubens erfahrbar zu machen. 
Text und Bild: Hans Knöpfler (11. Sept. 2017)